Das Wallis ist der Inbegriff der Schweiz: schneebedeckte Gipfel, sanfte Weinberge, sprachliche Vielfalt. Vom Wasserstress scheint es so weit entfernt zu sein, wie man es sich nur vorstellen kann. Doch die letzten Jahre haben gezeigt, dass auch dieses "Chateau d'Eau" nicht immun ist gegen den Stress des sich ändernden Klimas, da die Temperaturen und die Gletscherschmelze immer unberechenbarer werden.

Die Schweiz kann auf eine lange und stolze Tradition der Bewässerungsinnovation zurückblicken - passend zu einem Land, das zum elften Mal in Folge zum innovativsten Land der Welt gewählt wurde. Vor allem im Wallis geht diese Innovation weit zurück und ist typisch für die Erfindung der Bisses im15. Jahrhundert - Bewässerungskanäle, die die Schwerkraft überwinden, um die Bergregion zu bewässern. "Für die Walliser Landwirtschaft war das eine Frage des Überlebens", sagte der örtliche Landwirt Lydwine Bruchez kürzlich in einem BBC-Artikel. "Wasser ist Leben, ganz einfach."

Nun, da sich der Klimawandel beschleunigt und auch hierzulande Auswirkungen zeigt, ist der Schweizer Erfindungsreichtum einmal mehr gefragt, um den schwindenden Wasservorräten zu begegnen.

Walliser Weinberg

Ein Weinberg im Wallis, der im Sommer um Wasser kämpft.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Gebiet um die Gemeinde Salgesch, wo bereits von Juli bis September akuter Wassermangel herrscht - genau dann, wenn das Wasser für die Bewässerung am dringendsten benötigt wird. Dies stellt eine erhebliche wirtschaftliche Bedrohung in einer Region dar, die von der Landwirtschaft, dem Weinbau und dem damit verbundenen Tourismus abhängig ist.

Dieses sich verschärfende Problem hat dazu geführt, dass auf verschiedenen Ebenen, von der lokalen bis zur kommunalen, von der öffentlichen bis zur privaten, Maßnahmen ergriffen wurden. "Es ist seltsam , dies zu hören, da wir uns mitten in den Alpen befinden", erklärt Stephane Revey, Vizebürgermeister von Salgesch. "Aber es mangelt an Wasser, vor allem für die Bewässerung, deshalb suchen wir nach innovativen Technologien."

Technologische Lösungen

Die Suche nach nachhaltigen und dauerhaften Lösungen hat sich in den letzten Jahren beschleunigt und scheint im Jahr 2021 einen entscheidenden Wendepunkt erreicht zu haben. So wurde ein revolutionäres Projekt zwischen dem Ingenieurbüro Cordonier & Rey SA und der Gemeindeverwaltung von Salgesch wurde unterstützt und wird ab 2022 umgesetzt. "Die Lösung ist einfach: Es geht um die Speicherung, um zum richtigen Zeitpunkt auf das Wasser zugreifen zu können", erklärt Projektleiter Yves Rey. Dann geht es darum, das verfügbare Wasser optimal zu nutzen, unter anderem mit Hilfe von Präzisionsbewässerungslösungen in Zusammenarbeit mit dem Walliser Unternehmen AQUA4D®.

Obwohl das Unternehmen in erster Linie für die Umsetzung bahnbrechender Bewässerungslösungen auf der ganzen Welt - von Kalifornien bis Usbekistan - bekannt ist, gibt es jetzt einen Ruf nach einer Umsetzung viel näher an der Heimat.

Integrierte Wasserwirtschaft

Wie der Projektleiter Yves Rey erläutert, beinhaltet dieses Großprojekt Lösungen auf zwei Achsen: Erstens die Verfügbarkeit von Wasser durch das Projekt Lienne-Raspille, das Wasser am Tseuzier-Damm speichert (siehe Foto rechts). Zweitens: Wassereinsparung durch innovative Bewässerung.

Der Einsatz von Tröpfchenbewässerung und AQUA4D® kann hier eine Wassereinsparung von 40 % ermöglichen. Bei einem für das Jahr 2050 geschätzten Bewässerungsbedarf von 10,5 Mio. m3 bedeutet dies, dass 4,2 Mio. m3 Wasser pro Jahr eingespart werden können.

Verleihung des ersten PrixAlpiq 1. Preises

Das Projekt wurde auf lokaler, kommunaler und nationaler Ebene unterstützt und erhielt mit dem Gewinn des ersten #PrixAlpiq einen weiteren Schub. "Dieses Bewässerungsprojekt wird einen nachhaltigen Einfluss auf das Wassermanagement in der Gemeinde Salgesch haben", schreibt Alpiq. "Es wird andere Gemeinden zur Zusammenarbeit ermutigen, um gemeinsam Lösungen gegen den Klimawandel umzusetzen."

Vom Wallis in die Welt

Es ist keine Untertreibung, dass das, was in dieser kleinen Gemeinde geschieht, Auswirkungen auf das ganze Land und sogar auf die ganze Welt haben kann. Eine erfolgreiche Umsetzung in dieser Region kann für andere Schweizer Regionen wegweisend sein. Und in vielerlei Hinsicht ist Salgesch ein Mikrokosmos für ähnlich wasserarme Regionen. So ähneln die Bedingungen im Wallis denen in Regionen wie dem kalifornischen Central Valley, dessen berühmte Mandelzüchter auf die Schneeschmelze in der Sierra Nevada angewiesen sind.

Kein Wunder also, dass Wasserwirtschaftsexperten die Entwicklungen im Wallis aufmerksam verfolgen: Die innovativen Lösungen, die hier entwickelt werden, könnten der Schlüssel zur Bewältigung der Wasserknappheit auf globaler Ebene sein◾.