Die Schweiz mag zwar das "Chateau de l'eau" Europas sein, aber auch hier sind die Auswirkungen der Erwärmung und des unberechenbaren Klimas spürbar. In der Gemeinde Salgesch (Wallis) besteht bereits heute die akute Gefahr von Wasserknappheit, die die lokale landwirtschaftliche Produktion in den kommenden Jahren existenziell bedroht. Das einzigartige Projekt "Lienne-Raspille" soll nun das Problem der lokalen saisonalen Wasserknappheit lösen und als Vorbild für ähnliche Regionen in der Schweiz und weltweit dienen.

Geringere Schnee- und Gletscherschmelze

Wie Kalifornien, Südeuropa und viele andere Orte sind auch die Gemeinde Salgesch und ihre Landwirte im Sommer auf die Schneeschmelze zur Bewässerung angewiesen, die nun aber schon im Juni versiegt. Dies führt zu einer akuten Wasserknappheit, gerade dann, wenn das Wasser für die Bewässerung am dringendsten benötigt wird.

Dies stellt eine massive wirtschaftliche Bedrohung dar, da das Einkommen der Gemeinde wesentlich auf der Landwirtschaft, dem Weinbau und dem damit verbundenen Tourismus beruht. Erschwerend kommt hinzu, dass der Verzicht auf die Nutzung und Bewässerung der trockenen Walliser Rebflächen negative Rückkopplungsschleifen in Gang setzen würde. Verdunstung und Evapotranspiration - entscheidende Einflüsse für ein moderates regionales Klima - würden vollständig verschwinden und damit eine Abwärtsspirale in Gang setzen.

Preisgekrönte technologische Lösungen

Im Jahr 2021 wurde ein ehrgeiziges Projekt zur Lösung dieser Probleme mit dem jährlichen PrixAlpiq ausgezeichnet, 12 Jahre nachdem es von Ingenieur Yves Rey erstmals konzipiert wurde. In den darauffolgenden Jahren forschte Prof. Weingartner (Universität Bern) an der Idee und entwickelte zusammen mit Walter Thut (AQUA4D) ein konkretes Konzept, um dieses integrale Wasserversorgungsprojekt endlich zu verwirklichen.

Durch die Kombination von intelligenter Planung, Wasserkraft und Bewässerungstechnologie könnte dieses Projekt die Aussichten in der Gemeinde völlig verändern und als Testfall für ähnliche Projekte dienen. Die Kombination von Tropfbewässerungstechnologie mit der neuesten Wasseraufbereitungstechnologie AQUA4D, die in der Nähe im Wallis hergestellt wird, in Verbindung mit modernen Überwachungsinstrumenten könnte mindestens 40 % des bisherigen Wasserbedarfs einsparen.

Integrierte Wasserbewirtschaftung zur Verbesserung der Wasserverfügbarkeit im Oberlauf

Mit diesem Projekt kann der jährliche Bewässerungsbedarf von Salgesch von 436.000 m3 auf rund 262.000 m3 reduziert werden. Die 10 Gemeinden des geplanten Netzes benötigen heute für ihre gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche im Durchschnitt rund 6,5 Mio. m3 Wasser pro Jahr, so dass mit Optimierungen für alle Gemeinden rund 2,6 Mio. m3 Wasser eingespart werden können. Der Bewässerungsbedarf für das Jahr 2050 wird auf etwa 10,5 Mio. m3 geschätzt, so dass eine Einsparung von 40 % eine Gesamteinsparung von 4,2 Mio. m3 Wasser pro Jahr bis 2050 bedeutet.

Die Wirkung dieses Projekts könnte überwältigend sein: Ein erfolgreiches Projekt auf Gemeindeebene hat eine deutliche Signalwirkung. Andere Gemeinden in der Nähe würden ihre Bewässerungsnetze ebenfalls optimieren wollen, und eine landesweite Umsetzung könnte letztlich zu Einsparungen in Größenordnungen führen.

Auf globaler Ebene werden Gemeinden in ähnlich wasserarmen Gebieten wie Kalifornien und Chile die Entwicklungen genau beobachten. Wenn die Kombination aus kommunaler Zusammenarbeit und Hochtechnologie hier funktioniert, kann sie auch anderswo funktionieren. Mit der Realisierung dieser großen Wassereinsparungen und dem Nachweis des Konzepts werden entsprechende historische Einwände nicht mehr aufrechterhalten werden, und wichtige zukünftige Projekte könnten grünes Licht erhalten.

Nachhaltige Entwicklung und Emissionsminderung

Viele der mit der Bewässerungslandwirtschaft verbundenen Emissionen stammen aus der Energie, die für das Pumpen von Wasser benötigt wird - insbesondere bergauf, wie es hier der Fall ist. Mit einem geringeren Wasserverbrauch geht ein deutlich geringerer Energieverbrauch durch weniger Pumpen einher - eine Wassereinsparung von 40 % würde im Vergleich zu heute zu einer Energieeinsparung in der gleichen Größenordnung und den damit verbundenen Emissionen führen. Dies bringt auch finanzielle Vorteile mit sich, die sich auf rund 72.000 CHF (bei 22 Rappen/kWh) pro Jahr belaufen.

Das Erstaunlichste dabei ist, dass Salgesch nicht mehr Energie verbraucht, weil es Grundwasser in die Berge pumpen muss, sondern dass die eventuelle Erweiterung dieses Projekts Wasser spart und gleichzeitig dank der besseren Wasserverfügbarkeit im flussaufwärts gelegenen Staudamm Wasserkraft erzeugt. Dies ist eine Win-Win-Situation: weniger Energieverbrauch und mehr erneuerbare Energieerzeugung.

Walter Thut bei einer Begehung der Baustelle in Salgesch vor der Installation, Mai 2022.

Vorteile für das Ökosystem und die Umwelt

Dank der wassersparenden Maßnahmen und des geringeren Wasserbedarfs werden auch die flussaufwärts gelegene Flora und Fauna profitieren, da in den zunehmend zu erwartenden Trockenperioden mehr Wasser zur Verfügung stehen wird, da geplant ist, die Bachläufe in solchen Perioden aufzufüllen.

Auch der ökologische Fußabdruck der Region wird sich verringern, da ein beständig starker Weinbau weniger Importe von Wein aus anderen Regionen wie Australien oder Chile nach sich ziehen wird.

Fazit: nachgewiesene technische Machbarkeit, bereit zur Umsetzung

Die technische Machbarkeit des Projekts ist erwiesen und wird von der Stadtverwaltung und dem Ingenieurbüro Cordonier & Rey SA unterstützt.

Die erste Phase des Projekts, eine Demonstration auf einem Feld von etwa 1 Hektar, wird dank des ersten Preises des #prixalpiq vollständig finanziert. Dies wird zur nächsten Phase auf Gemeinschaftsebene (200 Hektar) führen.

Wenn die oben genannten Effizienzgewinne und Einsparungen erreicht werden, werden andere Schweizer Regionen und wasserarme Regionen auf der ganzen Welt gespannt darauf sein, wie sich dieses nahtlose Beispiel für integriertes Wassermanagement erfolgreich wiederholen lässt.

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In Zahlen:

Starttermin: Mai 2022

Verringerung des Bewässerungsbedarfs: 436.000 m3 bis 262.000 m3

Mögliche Wassereinsparungen: 2,6 Mio. m3 pro Jahr (heute) / 4,2 Mio. m3 pro Jahr (Prognosen für 2050)

Wie viele ähnliche Klimaregionen weltweit sind auch diese Winzer auf das Schmelzwasser von Schnee und Gletschern angewiesen.

Diagramme zur prognostizierten Wasserknappheit in Crans-Montana (Wallis) bis 2050 + 2085.